Q. G. Li

Die Legende von Nezha

Nezha wurde während der Shang-Dynastie (16. – 11. Jh. v. Chr.) in einer Festung am Chentang-Pass geboren. Er war der dritte Sohn des Feldherrn Li Jing. Nezhas Mutter, Yin, gebar eine Kugel aus Fleisch, nachdem sie drei Jahre und sechs Monate schwanger war. Da Li Jing dachte seine Frau hätte einen Dämon geboren, zerschlug er die Kugel mit seinem Schwert. Darin fand er statt eines Säuglings einen Jungen, der bereits sprechen und gehen konnte.

Eines Tages, beim Spielen am Meer, traf Nezha Ao Bing, den dritten Sohn des Drachenkönigs Ao Guang. Sie begannen einen Kampf und schließlich tötete Nezha Ao Bing. Also rief Ao Guang nach seinen Brüdern und drohte, den Chentang-Pass zu überfluten, Nezhas Familie zu töten und ihn selbst dem Jade-Kaiser, dem Herrscher des Himmels, zu übergeben. Um seine Familie zu retten, nahm sich Nezha selbst das Leben. Der Drachenkönig war von Nezhas Tat so gerührt, daß er dessen Familie verschonte.

Später erschien Nezha seiner Mutter im Traum und bat sie, ihm einen Tempel zu bauen, damit seine Seele einen Platz zum Ausruhen hätte. Schon nach kurzer Zeit wurde der Tempel weithin bekannt, da Nezha Wunder an Kranken und Krüppeln wirkte. So fand auch Li Jing den Tempel und verbrannte ihn. Er hasste seinen Sohn dafür Unheil über die Familie gebracht zu haben.

Die Zerstörung des Tempels weckte in Nezha den Wunsch nach Rache an seinem Vater. So wurde Nezha durch seinen Lehrer, Taiyi Zhenren, der aus Lotuswurzeln einen menschlichen Körper hergestellt hatte, wieder zum Leben erweckt. Er focht viele Kämpfe mit Ji Ling, dem bald klar wurde, dass sein sterblicher Körper Nezha nicht gewachsen war, worauf er floh. Schließlich zwang der Gott Randeng Daoren Nezha sich seinem Vater zu unterwerfen.

Nezha wird häufig als Jüngling dargestellt, der auf Feuerrädern durch den Himmel reitet. Manchmal hat er drei Köpfe und sechs Arme.

Nezha und die tausendfache Wiedergeburt

Schon lange bevor ich das Bild „Nezha“ gezeichnet habe, zogen mich die alten Geschichten der chinesischen Mythologie stark an. Ich war als Kind begeistert von den fantasievollen Figuren und Geistern, mystischen und übernatürlichen Sagas, den schwebenden Kräften und zahlreichen himmlischen Kampfszenen. Später habe ich dann mehr über die Mythologien und Geschichten aus der westlichen Welt erfahren, vor allem jene aus dem alten Griechenland und natürlich die Märchen von Hans Christian Andersen und den Gebrüdern Grimm … Meine Gedichte und Zeichnungen sind also von den unterschiedlichsten geheimnisvollen Geschichten beeinflusst.

„Die tausendfache Wiedergeburt des Reichs“ (oder „Tausend wiedergeborene Staaten“ in Lea Paos Übersetzung) ist ein Gedicht aus dem Buch des Himmels. Es handelt vom alltäglichen Schlaf-Wach-Zyklus und bringt ihn in Verbindung mit der Wiedergeburt. Dabei spiele ich nicht auf die Geschichte des Nezha, sondern auf die Abwechslung zwischen den eigenen surrealistischen Träumen und den wandelbaren Realitäten an. Formal und rhythmisch möchte ich mich der Sprache des Films oder von MTV nähern. Die Effekte der Montage und die Evokation psychedelischer Gefühle verschmelzen – es präsentieren sich „tausend“ unvergessliche nächtliche Theater.

Man sagt, was wir in der Wirklichkeit nicht bekommen, schenkt man uns im Traum …