Den Namen Derek Jarman hörte ich zum ersten Mal als Student in Shanghai. Der Ruf des postmodernen Regisseurs aus Europa war bis nach China gedrungen. Als ich dann Szenographie in Wien studierte habe ich mir seine Filme aus der Stadtbücherei ausgeliehen: Sebastiane (1976), Jubilee (1977), Caravaggio (1986), Edward II (1991), Wittgenstein (1993) und natürlich Blue (1993). Ich war begeistert und inspiriert. Sein ästhetisches Empfinden, die Art der Erzählung und der Ausdruck von Rebellion – das alles hat mir sehr gut gefallen. Natürlich war Derek Jarman ein schwuler Künstler – vor allem aber war er sehr vielseitig (am bekanntesten sind seine Filme und seine Malerei).
Sein letzter Film – Blue – hat mich tief berührt. Kurz nach seiner Premiere starb Jarman an AIDS. Der Film beginnt mit Glockengeläut und der titelgebenden blauen Farbe, welche, als Darstellung seines verlorenen Sehvermögens, den Bildschirm bis zum Ende ausfüllen wird. Alle filmischen Konventionen missachtend berichtet Jarman von seinem Leben, seinen Ideen und Spekulationen.
In meinem Gedicht D. Jarman habe ich versucht seine Gedanken in einem weiten, freien Sinn zu interpretieren. Es ist ein dramatischer Monolog entstanden, über Liebe und Einsamkeit, Kombination und Unabhängigkeit, Erinnerung und Besessenheit und – vor allem – Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit.
Blue endet mit folgenden Worten:
In time, No one will remember our work Our life will pass like the traces of a cloud And be scattered like Mist that is chased by the Rays of the sun For our time is the passing of a shadow And our lives will run like sparks through the stubble. I place a delphinium, Blue, upon your grave